Veranstaltung: | KMV Grüne Münster 17.05.2025 - Wahlprogramm |
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Tagesordnungspunkt: | 2.2.1. Bildung |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 29.04.2025) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.05.2025, 11:45 |
A8: Bildung
Antragstext
• frühkindliche Bildung und lebenslanges Lernen als Grundlage für eine gerechte
Gesellschaft und gleiche Chancen für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen.
• moderne, inklusive und nachhaltige Schulen, die auf die Herausforderungen der
Zukunft vorbereitet sind.
• politische Bildung und Beteiligung sowie Bildung für nachhaltige Entwicklung
als Beitrag zu einer demokratischen und zukunftsfähigen Gesellschaft.
• eine digitale Bildungsoffensive, die alle Kinder auf die zukünftige Arbeits-
und Lebenswelt vorbereitet und sie gleichzeitig zu einem reflektierten und
solidarischen Verhalten im digitalen Raum befähigt.
• eine enge Zusammenarbeit zwischen Hochschulen, Stadt und Zivilgesellschaft.
Unsere Stadtgesellschaft ist bunt und vielfältig, das zeigt sich besonders in
unserer Schul- und Bildungslandschaft. In unseren Kitas und Schulen kommen
Kinder und Jugendliche mit den unterschiedlichsten Voraussetzungen zusammen:
Kinder aus sozial benachteiligten und privilegierten Familien, Schüler*innen mit
sprachlichen, kognitiven, emotionalen und anderen Unterstützungsbedarfen, Kinder
mit besonderen Begabungen oder auch besonderem elterlichen Leistungsdruck, junge
Menschen mit Fluchtgeschichte, queere Jugendliche, Schüler*innen mit psychischen
Problemen, vor allem auch viele Kinder und Jugendliche mit internationaler
Familiengeschichte. Diese Vielfalt nehmen wir als enorme Herausforderung für
Lehrkräfte und schulisches Personal wahr. Gleichzeitig bietet sie Chancen für
unsere gesellschaftliche Zukunft. Wir GRÜNE werden auch auf kommunaler Ebene zu
gelingenden Bildungswegen und mehr Chancengerechtigkeit beitragen, indem wir
Kinderrechte in den Mittelpunkt stellen, Beteiligung stärken und lebenslanges
Lernen fördern. Schulen werden wir zeitgemäß bauen, renovieren und ausstatten.
Frühkindliche Bildung ist der Schlüssel für mehr Gerechtigkeit. Kitas sind dabei
zentrale Lernorte (→ Kinder & Familie): Sie bieten weit mehr als Betreuung und
sind entscheidend für echte Chancengleichheit. Deshalb wollen wir die Qualität
der frühkindlichen Bildung in Münsters Kitas für alle Kinder verbessern. Unser
Fokus liegt dabei auf Stadtteilen mit besonderen Herausforderungen – so setzen
wir begrenzte Ressourcen gezielt ein. Wir stärken multiprofessionelle Teams mit
qualifizierten Fachkräften, die auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen und
Kitas zu inklusiven Bildungsorten machen. Dafür intensivieren wir unsere
Maßnahmen zur Fachkräftegewinnung (Verweis Kapitel Kinder und Familie).
Der Offene Ganztag (OGS) ist eine essenzielle Komponente für mehr
Bildungsgerechtigkeit, wenn er allen Kindern zur Verfügung steht, vor allem
denen, die in bildungsbenachteiligten Familien aufwachsen. Bereits im Schuljahr
2022/2023 haben wir in Münster eine Versorgungsquote von 63 Prozent aller Grund-
und Förderschulkinder erreichen können. Wir erwarten, auch aufgrund des
Rechtsanspruchs, in den kommenden Jahren einen steigenden Bedarf.
Um die Qualität der Betreuung zu sichern, treiben wir Maßnahmen zur Gewinnung
und Qualifizierung von Fachkräften aktiv voran. Zudem investieren wir in den
Ausbau und die Modernisierung von OGS-Räumlichkeiten, um kindgerechte Lern- und
Spielumgebungen zu schaffen. Besonders wichtig ist uns eine inklusive und
barrierefreie Gestaltung der OGS, damit alle Kinder unabhängig von ihren
individuellen Voraussetzungen bestmöglich gefördert werden. Für Eltern, die nur
einen halben OGS-Platz benötigen, soll in Zukunft das Teilen eines Platzes
möglich sein.
Wir werden so lange weitere Gesamtschulplätze schaffen, bis jedes Kind in
Münster die Möglichkeit hat, seine Wunsch-Schulform zu besuchen. Dies tun wir,
weil wir überzeugt sind, dass längeres gemeinsames Lernen die
Bildungsgerechtigkeit stärkt. Und es, neben anderen Maßnahmen, die in PISA-
Studien immer wieder aufgezeigte Abhängigkeit der Bildungserfolge vom Elternhaus
mindert.
Unser Ziel ist es, wohnortnahe Gesamtschulen in jedem Stadtbezirk zu
ermöglichen, die allen Kindern unabhängig von ihrer sozialen oder kulturellen
Herkunft offenstehen. Dabei investieren wir in moderne Ausstattung und
barrierefreie Gebäude, um allen Schüler*innen bestmögliche Bildungschancen zu
bieten.
Wir setzen uns dafür ein, dass gemeinsames Lernen in Münster zur Normalität wird
und alle Kinder davon profitieren. Wir werden Schulen dabei unterstützen, sich
zu inklusiven Lernorten weiterzuentwickeln, indem wir bei Neubau, Renovierung
und Ausstattung der Schulen die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder sowie
die Barrierefreiheit im Blick behalten. Die Vernetzung von multiprofessionellen
Teams werden wir fördern, indem wir zum Beispiel eigene Räume hierfür vorsehen.
Die Umgestaltung der Schulen zu inklusiven Lernorten liegt nur teilweise in
kommunaler Zuständigkeit. Einige Kinder mit äußerst hohem Förderbedarf werden
aktuell an einzelnen Schulen in Münster in intensivpädagogischen Fördergruppen
betreut und beschult. Diese gilt es zu begleiten und auch die verantwortlichen
Träger zu unterstützen. Gleichzeitig wünschen nicht alle Eltern für ihre Kinder
die allgemeine Schule als Lernort. Zusammen mit dem Umland gilt es daher zu
überlegen, wo und wie wir den steigenden Lern- und Förderbedürfnissen dieser
Kinder auch aus städtischer Verantwortung heraus gerecht werden können.
Deren Angebote zur Sensibilisierung und Prävention in den Themenfeldern Sucht,
Gewalt, psychische Probleme, Rassismus, Queer- und Transfeindlichkeit und
weiteren Formen der Diskriminierung in realen und digitalen Lebenswelten unserer
Kinder und Jugendlichen wollen wir stärken, indem wir sie finanziell fördern und
bekannter machen.
Wir werden die Zusammenarbeit mit der Polizei intensivieren, um präventiv gegen
Vandalismus vorzugehen, damit Schulen sich nicht allein gelassen fühlen.
Projekte, die eine gemeinschaftliche Gestaltung des Schulraums fördern, sind
auch eine präventive Maßnahme gegen Zerstörung und Verschmutzung. Diese werden
wir sichtbar machen, damit vorhandene Fördermittel abgerufen werden.
Wir werden das erfolgreiche Konzept der Bauwerke GmbH fortführen und ausbauen,
um Schulbau und -sanierung zu beschleunigen. Durch die Bündelung von Kompetenzen
und schlanke Prozesse können wir Schulbauprojekte schneller umsetzen. Wir machen
unsere Schulen fit für die Zukunft, indem wir sie energieeffizient gestalten und
so Betriebskosten senken und das Klima schützen.
Wir werden die Digitalisierung der Schulen in Münster konsequent
weiterentwickeln und dabei die Standards des Digitalpakts einhalten.
Förderprogramme von Bund und Land nutzen wir gezielt, um die digitale
Infrastruktur auszubauen und zu erhalten. Dabei ist uns wichtig, dass alle
Schüler*innen weiterhin optimalen Zugang zu digitalen Endgeräten haben und diese
sinnvoll im Unterricht einsetzen können.
Darüber hinaus fördern wir einen reflektierten Umgang mit Digitalisierung. Wir
fördern Projekte, die Schüler*innen dabei unterstützen, digitale Medien kritisch
zu nutzen und sich vor digitaler Gewalt und psychischer Abhängigkeit zu
schützen. Wir wollen Träger gezielt unterstützen, die solche Programme
entwickeln und den Schulen bei der Umsetzung helfen. Mit diesen Maßnahmen
schaffen wir eine digitale Bildungslandschaft, die nicht nur technische
Voraussetzungen bietet, sondern auch soziale und pädagogische Herausforderungen
aktiv angeht.
Politische Bildung und positive Erfahrungen von Selbstwirksamkeit in unserer
Demokratie sind heute – angesichts der multiplen und komplexen Krisen unserer
Zeit sowie der Bedrohung unserer Demokratie durch Rechtsextremismus und Fake
News – wichtiger denn je. Aus diesem Grund werden wir die politische und
historische Bildung fördern, indem wir allen Schüler*innen den pädagogisch
begleiteten Besuch einer NS-Gedenkstätte ermöglichen. Zudem werden wir den neuen
Fördertopf für Demokratieprojekte von Schüler*innen verstetigen und bei
entsprechender Nachfrage eine Aufstockung der Mittel prüfen.
Wir stärken die Schüler*innenvertretungen, den Jugendrat und andere Formen der
Jugendbeteiligung als praktische politische Bildung und entwickeln sie in einem
städtischen Gesamtkonzept weiter, um allen Jugendlichen positive
Selbstwirksamkeitserfahrungen in unserer Demokratie zu ermöglichen (Verweis
Kapitel Jugend).
Für eine lebendige politische Bildung sind außerschulische Lernorte und
informelle Bildungserfahrungen unabdingbar. Aus diesem Grund unterstützen wir
weiterhin Einrichtungen wie die Villa ten Hompel und machen ihre Angebote
bekannter (Verweis Kapitel Kultur). Jugendverbände als informelle Bildungsorte
bieten Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen niedrigschwellige
Demokratieerfahrungen. Als Werkstätten unserer Demokratie werden wir sie
weiterhin bedarfsgerecht fördern.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) ist ein wichtiger Baustein für die
nachhaltige Transformation unserer Gesellschaft. Sie verknüpft Fragen von
Umwelt- und Klimaschutz mit globaler Gerechtigkeit und politischer Bildung.
Durch BNE werden Lernende befähigt, die komplexen Zusammenhänge der
globalisierten Welt und ihre Rolle darin zu reflektieren, um auf dieser Basis
zukunfts- und lösungsorientiert zu handeln und gemeinsam die Gesellschaft zu
gestalten.
Das BNE-Netzwerk in Münster mit wichtigen Lernorten und vielen
zivilgesellschaftlichen Organisationen werden wir weiterhin unterstützen und
bestehende Bildungsangebote ausbauen. Zudem wollen wir die Sichtbarkeit und
Vernetzung mit Schulen und Kitas fördern, damit möglichst viele Kinder und
Jugendliche BNE-Lernerfahrungen sammeln können.
Als Schritt hin zu nachhaltigeren Bildungseinrichtungen werden wir allen
Schüler*innen und Kita-Kindern Zugang zu gesunden und frischen Mahlzeiten mit
möglichst ökologischen und regionalen Zutaten ermöglichen. Dazu nutzen wir
verstärkt das Schulobstprogramm des Landes. Wir achten bei Um- und Neubau
darauf, dass Schulmensen auch als Lernorte der Ernährungsbildung genutzt werden
können. Für die Auseinandersetzung mit gesunder und nachhaltiger Ernährung ist
der Ernährungsrat ein wichtiger Partner. Zudem werden wir alle Schulen mit
kostenlosen Trinkwasserspendern ausstatten, um Zugang zu hochwertigem
Trinkwasser zu gewährleisten und Plastikmüll zu reduzieren.
Wir werden die Übergänge zwischen den verschiedenen Bildungsphasen in Münster so
gestalten, dass sie für alle Beteiligten zu positiven Erfahrungen werden. Wir
fördern die Zusammenarbeit zwischen Kitas, Schulen und Ausbildungsbetrieben
durch die Herstellung von Kontakten und gemeinsame Projekte. Wir unterstützen
weiterhin die individuelle Begleitung von Kindern und Jugendlichen in
Übergangsphasen, besonders für diejenigen mit erhöhtem Unterstützungsbedarf.
Projekte, die Vorschulkinder und ihre Eltern durch spielerische Frühförderung
und individuelle Elternberatung begleiten, um so den Übergang von der Kita in
die Grundschule zu erleichtern, wollen wir insbesondere in Stadtteilen mit
besonderen Bedarfen fördern und neu etablieren. Wir unterstützen die Entwicklung
von Ausbildungsgängen, die schulische und betriebliche Phasen eng miteinander
verzahnen und so Theorie und Praxis optimal verbinden.
Wir setzen uns für den gezielten Ausbau und die Zukunftsfähigkeit des
Weiterbildungskollegs und der Berufskollegs in Münster ein. Dabei wollen wir
ihre Bekanntheit erhöhen, flexible Lernformate und digitale Angebote fördern
sowie Beratungs- und Unterstützungsangebote, besonders für Menschen mit
Migrationsbiografie, ausbauen. Die Finanzierung und moderne Ausstattung der
Einrichtungen sichern wir langfristig und bedarfsgerecht, um chancengerechte und
zeitlich flexible Weiterbildungsmöglichkeiten für alle zu gewährleisten.
Die Volkshochschule (VHS) werden wir als zentrale Bildungseinrichtung in Münster
stärken. Wir fördern neue Kursformate zu aktuellen Themen wie Klimaschutz,
gesellschaftlichem Zusammenhalt und politischer Bildung sowie verstärkt auch
Angebote für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene. Damit schaffen wir einen
Ort, an dem alle Münsteraner*innen die Möglichkeit haben, sich weiterzubilden,
neue Menschen kennenzulernen und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen.
Münster ist eine lebendige Hochschulstadt, deren Hochschulen zur
Innovationskraft der Stadt, zum kulturellen Klima und zur Stärkung des
Gemeinwesens beitragen. Die Stadtgesellschaft soll – zum Beispiel durch Citizen-
Science-Projekte – Anteil am Hochschulstandort Münster haben. Wissenschaft kann
ihre spezifischen Erkenntnisse zu Themen wie Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit
beisteuern und eine Stadtgesellschaft für globale und lokale Herausforderungen
sensibilisieren. Auch durch die Organisation von Veranstaltungen und Events wird
der Austausch zwischen Hochschule und Stadtgesellschaft weithin gefördert.
Das wertvolle soziale Engagement der Studierenden für die Stadtgesellschaft,
etwa in Mentoring-Projekten oder bei Wissenschaft-Praxis-Transfers, wollen wir
sichtbar machen und unterstützen. Auch die Arbeit der studentischen
Interessenvertretungen werden wir fördern, indem wir diesen mit ihren Anliegen
ausreichend Raum geben. Die Bedürfnisse der Studierenden und der
Hochschulgemeinschaft denken wir auch in Fragen der Mobilitäts-, Kultur- und
Wohnungspolitik mit (Verweis Kapitel). So stärken wir Münster als weltoffenen
Wissenschaftsstandort, der Bildung, Forschung und gesellschaftliche Teilhabe
miteinander verbindet.
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