Veranstaltung: | KMV Grüne Münster 17.05.2025 - Wahlprogramm |
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Tagesordnungspunkt: | 2.1.2. Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 29.04.2025) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.05.2025, 11:17 |
A4: Umwelt, Naturschutz und Landwirtschaft
Antragstext
Das globale Artensterben ist eine der größten Krisen unserer Zeit, doch ist das
Problem längst nicht so präsent wie die Klimakrise. In den nächsten Jahrzehnten
drohen Millionen von Arten auszusterben – mit nicht absehbaren Folgen für unsere
Lebensgrundlagen. Auch auf kommunaler Ebene bestimmen wir entscheidend mit, wie
wir unsere Flächen nutzen, ob, wo und wie gebaut wird, wie wir unsere eigenen
Grün- und Ackerflächen bewirtschaften und wie wir unsere Stadt gestalten. Für
uns Grüne steht fest: Wir werden Münster grüner, artenreicher, schöner, sauberer
und resilienter gegen die Folgen der Klimakrise machen – mit mehr Grünflächen in
allen Stadtteilen, mehr Raum für Tiere und Pflanzen, mehr Flächen für
Versickerung und Regenwasserspeicherung, weniger Müll, mehr ökologischem Landbau
und gesunden Lebensmitteln für alle.
- Auf städtischen und privaten Neubauten haben wir eine Pflicht zur Anlage
von Gründächern eingeführt, und wo es geht, rüsten wir auch
Bestandsgebäude mit Gründächern nach. Privatpersonen können sich die
Anlage von Gründächern finanziell fördern lassen. So sorgen wir Schritt
für Schritt für ein gutes Mikroklima.
Gesunde Städte brauchen eine gesunde Umwelt! Wir werden auch weiterhin Klima-,
Umweltverträglichkeit und Artenschutz als Leitkriterien für alle städtischen
Entscheidungen ansetzen. Damit schützen wir andere Lebewesen und zugleich auch
uns selbst. Denn alle Stadtteile werden lebenswerter, wenn das menschliche
Wohlbefinden durch eine gesunde Umwelt gestärkt wird.
Die Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) (Verweis Kapitel Bildung) macht
Wissen über zukunftsfähiges Denken und Handeln zugänglich. Bildungsangebote in
außerschulischen Einrichtungen wie dem Emshof oder dem Haus der Nachhaltigkeit
werden wir ausbauen. Analog zur Idee der Klimaschutz-Trainer*innen unterstützen
wir die Ausbildung von Artenschutz-Coaches, die derzeit von der NABU
Naturschutzstation für junge Menschen angeboten wird, und werden diese auf
weitere Altersgruppen ausweiten. Naturschutzgebiete sollen durch die Einstellung
von Ranger*innen besser geschützt werden, die vor Ort Aufklärungsarbeit leisten.
Als innerstädtisches Naherholungsziel und wichtige Frischluftschneise werden wir
den Aasee weiter ökologisch optimieren und das Handlungskonzept Aasee konsequent
umsetzen, um einen Sauerstoffkollaps wie 2018 zu verhindern. Dafür werden wir
mehr Flachwasserzonen schaffen und mehr Röhricht und Unterwasservegetation
einbringen, die die Wasserqualität verbessern und den Schadstoffeintrag
verringern. Fließgewässer werden wir renaturieren und, wo baulich möglich,
Überschwemmungsbereiche schaffen. So machen wir unsere Stadt nicht nur schöner
und lebenswerter, sondern puffern auch Starkregenereignisse ab. Zur Sicherung
der vorgeschriebenen Wasserqualität werden wir auch die Uferrandstreifen von Aa,
Ems und Werse überprüfen und vor schädlichen Einträgen schützen.
Müll in unserem Stadtbild ist ein wachsendes Problem. Vor allem Einweg-
Verpackungen werden oft achtlos weggeworfen. Das sieht nicht nur unschön aus und
verschmutzt die Umwelt, sondern verbraucht auch enorme Ressourcen. Das
Bundesverwaltungsgericht hat nun die Rechtmäßigkeit von kommunalen
Verpackungssteuern bestätigt. Wir werden daher eine solche Steuer und ein
einheitliches Mehrwegpfandsystem für den Außer-Haus-Verzehr in Münster
einführen, um die Stadtsauberkeit zu verbessern. Wir unterstützen die Vision
„Abfallfreies Münster 2030“ und werden gemeinsam mit unseren städtischen
Abfallwirtschaftsbetrieben die kommunale Kreislaufwirtschaft voranbringen und so
eine Kultur des Reparierens und Tauschens fördern.
Nach dem Verschärfen der Grenzwerte für Luftreinhaltung auf EU-Ebene werden
diese auch in Münster wieder regelmäßig überschritten. Wir werden die
Luftqualität in Münster verbessern, indem wir Tempo 30-Zonen ausweiten und bei
schlechter Luftqualität Empfehlungen und Einschränkungen zur Verbesserung
ausgeben.
Wir wollen einen klaren Sternenhimmel über Münster! Dafür werden wir die
Lichtverschmutzung in Münster besser dokumentieren und als Problem für die
Artenvielfalt angehen. Wo Beleuchtung notwendig ist, sorgen wir dafür, dass das
Licht auf die Straße scheint, statt es in den Himmel zu schicken. Dazu werden
wir auch adaptive Beleuchtung oder angepasste Lichtfarben einsetzen.
Kunstrasenflächen stellen ein großes ökologisches und gesundheitliches Risiko
dar. Mikroplastikpartikel und PFAS (Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen)
gelangen durch Abrieb und Witterung in die Umwelt, werden von Organismen
aufgenommen und sind kaum zu entfernen. Weitere, nicht in Planung befindliche
Kunstrasenplätze werden wir nur bauen, wenn es keine Alternativen gibt, um
ganzjährig Trainingsmöglichkeiten zu bieten.
Unsere städtischen Grünflächen müssen lebendiger und naturnäher werden! Die
Stadt hat hier eine wichtige Vorbildfunktion und kann ganz konkret zu
Artenvielfalt und Klimaschutz beitragen. So sollen Wiesen und Grünstreifen
weniger häufig gemäht und der Grünschnitt besser auf den Rhythmus der Natur
abgestimmt werden, damit Wildblumen blühen und Insekten, Vögel oder Kleinsäuger
genug Rückzugsräume finden. Bunte und artenreiche Wiesen mit heimischen
Wildblumen machen die Stadt schöner und bieten vielen Tieren Nahrung. Auch bei
Bäumen und Sträuchern gilt: Weniger Eingriffe, mehr Natur! Wo möglich, bleibt
Laub liegen, Totholz erhalten und wird um Nisthilfen ergänzt.
Wir werden eine umfassende Strategie für mehr Artenvielfalt in Münster
entwickeln. Dabei geht es nicht nur um Schutz, sondern auch um aktive
Wiederherstellung der Natur, wie es das EU-Gesetz zur Renaturierung (Nature
Restoration Law) vorsieht. Wir werden gezielt Flächen in Münster identifizieren,
die sich für Renaturierung eignen. Gleichzeitig wollen wir den Biotopverbund in
und um Münster stärken, das heißt, Lebensräume besser miteinander zu verbinden.
Renaturierung ist auch aktiver Klimaschutz: Moore, Feuchtwiesen und naturnahe
Wälder speichern CO2, kühlen die Stadt und machen sie widerstandsfähiger gegen
die Folgen der Klimakrise.
Auch die Stadt- und Bauleitplanung werden wir unter ökologischen Gesichtspunkten
weiter entwickeln. Baulandvergaben werden wir an ökologische Kriterien knüpfen,
etwa an Fassadenbegrünung, ökologische Freiflächenplanung und nachhaltige
Konzepte für Gewerbegebiete. Frischluftschneisen und Biotopverbunde werden wir
von jeglicher Bebauung freihalten und die Grünordnung als Instrument zum Schutz
der Grünzüge, Frischluftschneisen und Erholungsräume stärken.
Zum Schutz bedrohter Arten der Roten Liste – zu denen der Kiebitz gehört –
fordern wir die konsequente Anwendung des Bundesnaturschutzgesetzes. Ist ein
Neubau notwendig, müssen geeignete Ausgleichsflächen rechtzeitig und in
ausreichender Größe bereitgestellt werden. Diese Flächen müssen
naturschutzfachlich sinnvoll gestaltet und idealerweise in zusammenhängenden
Flächenpools (Hotspots) gebündelt sein. Nur wenn die betroffenen Arten sich
nachweislich auf der Ausgleichsfläche angesiedelt haben, darf mit dem Bau
begonnen werden.
Bürger*innen binden wir aktiv in den Artenschutz und den Erhalt der
Artenvielfalt ein und bauen Beratungsstellen wie das Haus der Nachhaltigkeit und
Beratungsangebote der Naturschutzverbände aus. Dort können Privatpersonen
gezielte Informations- und Unterstützungsangebote zur ökologischen Gestaltung
von privaten und öffentlichen Räumen einholen. Den Runden Tisch zur
Biodiversität erweitern wir um Kirchen und Naturschutzverbände. Gemeinsam mit
allen Akteur*innen werden wir so Naturschutzstrategien entwickeln, die für alle
funktionieren.
Zu einer nachhaltigen Stadtgestaltung gehört die Schaffung grüner Naturinseln in
jedem Stadtteil. Besonders in stark versiegelten Gebieten sowie in (Außen-
)Stadtteilen, in denen Menschen mit geringem Einkommen leben, werden wir
verstärkt Begrünungsmaßnahmen durchführen. So verbessern wir Mikroklima und
Artenvielfalt und schaffen gleichzeitig Orte der Erholung und Begegnung.
Öffentliche Grünanlagen und Parks gestalten wir inklusiv, damit möglichst viele
Menschen sich gerne in ihnen aufhalten.
Die Klimakrise ist auch in Münster heute schon spürbar: Extremwetter wie
Starkregenereignisse und Überschwemmungen werden häufiger und stärker. Auch die
zunehmenden Hitzesommer zeigen deutlich, wie wichtig Klimaanpassung ist. Wir
wollen unsere Stadt aktiv auf die veränderten Bedingungen vorbereiten. (Verweis:
siehe auch Kapitel Sicherheit)
Bei allen Neu- und Umplanungen in der Stadt steht für uns eine klimaangepasste
Gestaltung an vorderster Stelle. Denn spätestens der „Jahrhundertregen“ 2014 mit
zwei Toten und beispiellosen Schäden hat deutlich gezeigt, wie anfällig unsere
Stadt gegenüber Starkregen und Hochwasser ist. Um Münster langfristig vor
solchen Ereignissen zu schützen, werden wir mehr öffentliches Grün schaffen und
das Prinzip der „Schwammstadt“ verfolgen: Die Böden in der Stadt sollen Wasser
möglichst lange speichern und gezielt versickern lassen. Dafür wollen wir
versiegelte Flächen entsiegeln oder mit wasserdurchlässigen Belägen umgestalten.
Die Neuversiegelung werden wir auf das nötige Minimum beschränken und streben
perspektivisch eine Netto-Null-Versiegelung an, das heißt, wo immer neu
versiegelt wird, muss an anderer Stelle Fläche entsiegelt werden. Dazu
entwickeln wir eine Entsiegelungsstrategie, die aufzeigt, wo in Münster
Entsiegelung sinnvoll ist. So gehen Klimaanpassung, Artenschutz und eine
lebenswerte Stadt Hand in Hand.
Hitzeperioden treffen nicht nur, aber besonders vulnerable Gruppen wie ältere
Menschen oder Kinder. Deshalb wollen wir Münster besser vor sommerlicher
Überhitzung schützen. Wir setzen auf eine Kombination aus technischen und
natürlichen Lösungen. Die öffentliche Trinkwasserversorgung werden wir ausbauen,
Beschattung und Begrünung vorantreiben. Den Hitzeaktionsplan und die Maßnahmen
aus dem Klimaanpassungskonzept setzen wir konsequent um und hinterlegen die
darin vorgeschlagenen Maßnahmen mit finanziellen Mitteln.
Die Art und Weise, wie wir Landwirtschaft betreiben und uns ernähren,
beeinflusst nicht nur das Klima und die globale Artenvielfalt, sondern ist
wesentlich für unsere Gesundheit. Regional und in gemeinsamer Selbstversorgung
angebautes Obst und Gemüse schafft gesellschaftliche Teilhabe und Begegnung.
Bei der Nutzung von Freiflächen für Photovoltaik (PV) folgen wir einer klaren
Priorisierung: Versiegelte Flächen werden wir vorrangig mit PV ausstatten, um
Flächenverbrauch zu minimieren. Biotopverbundkorridore halten wir konsequent von
PV-Projekten frei, um ökologische Vernetzungsräume für bedrohte Arten zu
schützen. Die Errichtung von Freiflächen-PV planen wir primär entlang von
Infrastrukturtrassen, werden sie an ökologische Kriterien knüpfen und bei der
Vergabe von Flächen hochwertige Ackerböden sowie naturschutzfachlich wertvolle
Flächen aussparen. Um Synergien zwischen Energieerzeugung, Landwirtschaft und
Naturschutz zu erzielen, werden wir Agri-PV und Biodiversitäts-PV fördern, die
durch breite Modulabstände, Aufständerung und Anreicherung mit Blühstreifen,
Teichen oder Totholz vielfältige Lebensräume bieten und bei extensiver Pflege
effektiv Biodiversitätsziele unterstützen.
Die Nahrungsmittelerzeugung werden wir wieder näher an die Menschen und in
unsere Region holen. Dazu schaffen wir Rahmenbedingungen für solidarische
Landwirtschafts-Modelle durch Bereitstellung städtischer Flächen und Vernetzung
mit regionalen Produzent*innen. Bildungsprogramme und
Direktvermarktungsstrukturen bauen wir aus, um die Wertschöpfungskette lokal zu
halten.
Gesunde Ernährung ist die Grundlage für ein gesundes Aufwachsen und
erfolgreiches Lernen – besonders für Kinder und Jugendliche. Wir setzen uns
dafür ein, dass alle jungen Menschen in unseren Kitas und Schulen Zugang zu
frischen und gesunden Mahlzeiten erhalten. Dafür werden wir das
Schulobstprogramm des Landes stärker nutzen und Schulmensen so gestalten, dass
sie auch zu Lernorten werden. Durch Kooperationen mit lokalen Höfen und
Landwirt*innen werden wir den Dialog zwischen Stadt und Land fördern.
Den Bio-Anteil und den Anteil an vegetarischen und veganen Gerichten in
städtischen Kantinen und in der Gemeinschaftsverpflegung in Schulen und Kitas
werden wir weiter erhöhen, unterstützt durch Kooperationen mit der Öko-
Modellregion Münsterland. Bei öffentlichen Festen regen wir Standbetreiber*innen
zur Bereitstellung pflanzlicher Alternativen an.
Unter dem Motto „Essbare Stadt“ legen wir frei zugängliche Obstwiesen,
Kräuterbeete oder Gemüseinseln an. Wir unterstützen das Kleingartenwesen sowie
die Einrichtung von Gemeinschaftsäckern oder öffentlichen Gemüsebeeten, sodass
Bürger*innen sich selbst mit lokalen Produkten versorgen können. Hierbei
fokussieren wir uns auf benachteiligte Quartiere, verwandeln Flächen in „essbare
Orte“ und schaffen so auch Gemeinschaft und soziale Teilhabe.
Wir setzen uns aktiv gegen Lebensmittelverschwendung ein. Mit
Aufklärungskampagnen und Praxisberatung werden wir die Verschwendung von
Lebensmitteln eindämmen. Gemeinsam mit Mensen und Gastronomiebetrieben
entwickeln wir Strategien, um Überschüsse zu vermeiden und Reste sinnvoll zu
nutzen. So fördern wir den ressourcenschonenden Umgang mit Lebensmitteln und
stärken das Bewusstsein für die Wertschätzung von Nahrung.
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