Veranstaltung: | KMV Grüne Münster 17.05.2025 - Wahlprogramm |
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Tagesordnungspunkt: | 2.1.1. Klimaschutz und Energiewende |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 29.04.2025) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.05.2025, 11:12 |
A3: Klimaschutz und Energiewende
Antragstext
• den größtmöglichen Beitrag zum globalen Klimaschutz.
• eine resiliente Stadt: selbstversorgend mit erneuerbaren Energien.
• bezahlbare, nachhaltige und sichere Wärmeversorgung.
• mehr Energieeffizienz, durch innovative Angebote und verlässliche Beratung.
• ein gutes Klima in unserer Stadt, mit Schutz vor den Auswirkungen von
Starkregen oder Hitzesommern.
Die Bekämpfung der Klimakrise ist eine der größten Aufgaben unserer Zeit. Auch
auf kommunaler Ebene tragen wir Verantwortung für den Klimaschutz und für
kommende Generationen. Wir werden deshalb unseren Teil zur Einhaltung des
Pariser Klimaschutzabkommens beitragen. Denn die Auswirkungen der Klimakrise
sind längst auch bei uns in Münster spürbar.
Für uns gilt: Klimaschutz ist nicht verhandelbar. Der Schutz unserer natürlichen
Lebensgrundlagen steht im Zentrum unserer politischen Entscheidungen. Indem wir
die CO₂-Emissionen deutlich reduzieren und alle Maßnahmen sozial gerecht
begleiten, machen wir Münster zur Klimastadt: klimafit, zukunftssicher und
lebenswert für alle.
- Wir haben den Ausbau von Wind- und Solarenergie in Münster konsequent
vorangetrieben. Heute zählt Münster im bundesweiten Vergleich zu den
Vorreitern im Bereich Solarenergie. Davon profitieren wir gleich mehrfach:
durch eine verlässliche Energieversorgung, die einen aktiven Beitrag zum
Klimaschutz leistet und uns finanzielle Erträge bringt.
- Auch im Gebäudebereich setzen wir auf Klimaschutz und Energieeffizienz.
Mit einem gezielten Förderprogramm unterstützen wir die energetische
Sanierung von Wohngebäuden. Gleichzeitig investieren wir in die
Modernisierung des städtischen Gebäudebestands, um auch hier den
Energieverbrauch zu senken und als Stadt Vorbild zu sein (Verweis Kapitel
Bauen).
- Die Stadtwerke Münster sind heute ein Grünstrom-Versorger und bieten im
Privatkundenbereich ausschließlich attraktive Ökostrom-Tarife an. Mit der
Projektierung von Windkraftanlagen und Speichern konnten neue
Geschäftsfelder in der Energiewirtschaft erschlossen werden. Mit einem
Transformationsplan für die Fernwärme haben wir den Grundstein für die
Wärmewende gelegt und wichtige Projekte, zum Beispiel für die Geothermie,
angeschoben.
Wir GRÜNE stehen zum Ziel der Klimaneutralität bis 2030, das wir vor fünf Jahren
im Rat durchgesetzt haben. Damit ist der politische Anspruch verbunden, dass wir
in der Klimastadt Münster die grüne Transformation, die Energie- und die
Verkehrswende deutlich schneller vorantreiben, als es andere Städte und die
Bundesrepublik Deutschland insgesamt tun.
Gleichzeitig ist uns bewusst, dass dieses Ziel uns und unsere Stadt, gemeinsam
mit den Bürger*innen und den Unternehmen, vor große Herausforderungen stellt.
Nicht alles, was für eine schnellstmögliche Reduzierung der
Treibhausgasemissionen wichtig ist, können wir allein umsetzen. Gleichwohl haben
wir als Stadt einen großen Teil der erforderlichen Maßnahmen, zum Beispiel in
der Verkehrspolitik, der Stadtentwicklung oder über die Angebote unserer
Stadtwerke, selbst in der Hand.
Wir richten daher unsere Politik in Münster darauf aus, das Ziel der
Klimaneutralität so schnell wie möglich zu erreichen. Dabei konzentrieren wir
uns auf das, was wir als Stadt sowie mit unseren städtischen Unternehmen selbst
beeinflussen können. Denn die kommenden Jahre bis 2030 sind die entscheidenden,
um die erforderlichen Weichenstellungen auf internationaler, nationaler und
nicht zuletzt auf kommunaler Ebene für den Klimaschutz zu stellen.
Wer Ziele erreichen will, muss einen Überblick über den Stand der Zielerreichung
haben und wissen, wo nachgesteuert werden muss. Den auf unsere Initiative
eingeführten Klimahaushalt entwickeln wir konsequent weiter, damit wir in
Zukunft noch besser wissen, wo wir mit der Umsetzung unserer
Klimaschutzmaßnahmen stehen und in welchen Sektoren wir schneller werden müssen.
Als Stadt fangen wir damit bei uns selbst an und setzen die Maßnahmen zur
klimaneutralen Stadtverwaltung weiter um.
Raus aus Öl und Gas, hin zu den Erneuerbaren: Die Energiewende ist der zentrale
Eckpfeiler für den Klimaschutz. Ihre politische Bedeutung geht aber noch weit
über den Klimaschutz hinaus: Erneuerbare Energien machen unsere Stadt resilient
und unabhängig von Energieimporten, fördern die Wirtschaft vor Ort und sind
zugleich ein wichtiger Beitrag zu globaler Gerechtigkeit.
Die Stadtwerke Münster nehmen bei der Energiewende in Münster eine
Schlüsselstellung ein. Gemeinsam mit Geschäftsführung und Betriebsrat werden wir
auch künftig die Aktivitäten der Stadtwerke beim Ausbau erneuerbarer Energien
stark ausweiten, sowohl in Münster als auch im Münsterland. Damit schützen wir
das Klima und sichern zugleich wertvolle finanzielle Erträge für kommunale
Aufgaben. Auch in ihrer Rolle als Versorgerin sollen die Stadtwerke vorbildlich
sein. An der Umstellung aller Verträge auf Ökostrom halten wir fest und werden
zudem bis 2030 alle Privathaushalte in Münster mit selbsterzeugtem Ökostrom
versorgen. Zugleich werden wir durch weitere Wind- und Solarprojekte die
Grundlagen legen, um bis spätestens 2035 auch für Münsters Industrie und Gewerbe
ausreichend sauberen Strom für eine verlässliche Energieversorgung selbst zu
erzeugen.
Bei der Solarenergie nimmt Münster regelmäßig einen Spitzenplatz unter den
deutschen Großstädten ein. Durch gezielte Anreize, Beratung und Förderung sowie
die Aufhebung baurechtlicher Beschränkungen, zum Beispiel in der Altstadt,
konnten wir den Ausbau von Solaranlagen auf Dächern deutlich steigern. Trotzdem
sind immer noch mehr als 90 Prozent der für Solarenergie geeigneten Dachflächen
ungenutzt. Um dieses Potenzial zu nutzen, werden wir die Angebote der Stadtwerke
für Solarverpachtung und Mieter*innen-Strom stärken und die städtische
Solarberatung, auch für Balkonkraftwerke, ausweiten. Auch beim Zubau auf
städtischen Gebäuden verfolgen wir einen klaren Plan: Bis 2030 statten wir alle
dafür geeigneten städtischen Gebäude mit einer Solaranlage aus.
Neben den Dächern können auch Freiflächen-Solaranlagen einen wichtigen Beitrag
zur Energiewende leisten. Baurecht für neue Projekte wollen wir bevorzugt
entlang großer Infrastrukturtrassen (Autobahnen, Bundesstraßen, Schienenwege)
sowie im direkten Umfeld von Windenergieanlagen schaffen, wobei wir auch
ökologische Kriterien berücksichtigen werden. (Verweis Kapitel Umwelt,
Naturschutz und Landwirtschaft).
Für die Windenergie bietet Münsters großer Außenbereich viele Chancen, auf einem
großen Teil der geeigneten Flächen werden heute schon Windkraftanlagen
betrieben. Verbleibende Potenziale wollen wir nutzen, dabei nehmen wir Rücksicht
auf die gesetzlichen Abstände zur Wohnbebauung sowie auf unsere wertvollen
Vogelschutzgebiete. Wo Interesse am Bau einer Anlage besteht, werden wir, wo
immer möglich, durch Ergänzung mit Freiflächen-Solaranlagen kleine Energieparks
entstehen lassen. An Standorten, wo sich heute noch alte Windkraftanlagen drehen
(z.B. in Sprakel, Häger), werden wir eine Modernisierung („Repowering“)
ermöglichen. Dabei setzen wir auf Bürger*innenenergie und werden, bevor Baurecht
geschaffen wird, immer eine Beteiligungsoption für die Menschen vor Ort
vorsehen.
Münsters zukünftige Energieversorgung steht auf vielen Füßen. Für eine sichere
und klimaneutrale Energieversorgung braucht es große Investitionen in die
Infrastruktur wie Stromnetze, Umspannwerke oder Speicher. Die dafür
erforderlichen Flächen werden wir bereitstellen und eine Priorität auf die
Genehmigung der Bau- und Planvorhaben legen. Großspeicher und andere
Zukunftstechnologien sind für uns auch ein zukünftiges Geschäftsfeld der
Stadtwerke, von dem Münster auch finanziell profitieren kann.
Grüner Wasserstoff wird ein wichtiger Bestandteil der zukünftigen Rohstoff- und
Energieversorgung, vor allem für die Industrie. Wir werden den Industriestandort
Münster klimaneutral machen und damit Wertschöpfung und Arbeitsplätze für die
Zukunft sichern. Dafür stellen wir bis Ende des Jahrzehnts einen Anschluss
Münsters an das nationale Wasserstoffkernnetz her, das zwischen Ruhrgebiet und
Norddeutschland verlaufen soll.
Zugleich sind wir realistisch, was die Grenzen von Wasserstoff betrifft: Für den
Einsatz in der Gebäudeheizung und als Treibstoff für Autos gibt es schon heute
effizientere klimaneutrale Lösungen wie die Elektromobilität oder Wärmepumpen.
Daher setzen wir in diesen Bereichen in erster Linie auf diese Technologien.
Eine warme Wohnung ist ein Grundbedürfnis und darf für niemanden ein Luxus sein.
Lange war das eine Selbstverständlichkeit, die angesichts steigender Preise für
Öl und Gas aber immer mehr in Frage steht. Deshalb steht für uns die Wärmewende
ganz oben auf unserer politischen Agenda: für den Klimaschutz, für
Verlässlichkeit und für Bezahlbarkeit. Dabei lassen wir niemanden im Stich.
Wärme braucht Planung. Dafür werden wir die kommunale Wärmeplanung im ersten
Halbjahr 2026 abschließen. Das ist wichtig, damit alle Münsteraner*innen eine
Orientierung bekommen, wie sie in Zukunft heizen und in welche Technik sie
investieren können. Uns ist wichtig, dass die Wärmeplanung ambitioniert und
realistisch ist und zugleich niemanden überfordert. Dafür werden wir Münsters
Wärmeplan mit einer breiten Beteiligung und Energieberatung verbinden.
Dafür werden wir möglichst viele Quartiere der inneren Stadt erschließen, die
heute noch nicht von der Fernwärme profitieren können. Durch konsequenten Ausbau
der erneuerbaren Energien machen wir die Fernwärme, die heute fast vollständig
aus Gas erzeugt wird, bis 2030 zu mindestens 35 Prozent, bis 2040 vollständig
erneuerbar. Besondere Chancen bietet hierfür die tiefe Geothermie, bei deren
Ausbau Münster Vorreiterin in NRW ist. Großwärmepumpen, Solarthermie und andere
innovative Techniken sind wichtige Bestandteile des zukünftigen Energiemix.
Nahwärmenetze sorgen schon heute in Roxel, Albachten, Hiltrup und Amelsbüren für
eine verlässliche Wärmeversorgung. Auch für diese Netze werden wir, analog zur
Fernwärme, einen Transformationspfad hin zur Klimaneutralität entwickeln und sie
damit für die Zukunft sichern. Neue Baugebiete entwickeln wir konsequent ohne
fossile infrastruktur.
Die Grundlage dafür schaffen wir mit dem kommunalen Wärmeplan. Damit stellen wir
umfangreiche Informationen über die vor Ort nutzbaren Wärme- und Energiequellen
bereit. Beim Einbau von Wärmepumpen unterstützen wir durch schnelle und
unbürokratische Baugenehmigungen sowie eine umfassende Energieberatung in
Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale und dem Handwerk. Das von uns
geschaffene Programm „Klimafreundliche Wohngebäude“ bleibt auch zukünftig das
zentrale Instrument, um die Münsteraner*innen (in Ergänzung zu den
Bundesfördermitteln) beim Heizungstausch und den notwendigen Sanierungsmaßnahmen
finanziell zu unterstützen.
Der Ausstieg aus Öl und Gas setzt einen ehrlichen Umgang mit unserer fossilen
Infrastruktur voraus. Dazu zählt die Frage, wie lange wir unsere Gasnetze noch
wirtschaftlich betreiben können. Denn wenn immer weniger Menschen das gleiche
Netz nutzen, wird dieses für die Kund*innen immer teurer. Ein geplanter Ausstieg
und eine etappenweise Stilllegung des Netzes, mit Rücksicht auf die Situation
vor Ort, hat für uns deshalb gegenüber einem ungesteuerten Weiterbetrieb oder
einer flächendeckenden Abschaltung klaren Vorrang. Bei der Planung einer solchen
Stilllegung stehen für uns die Versorgungssicherheit und der individuelle
Verbraucherschutz an erster Stelle.
Die Stadtwerke wollen wir noch stärker als Energiedienstleister aufstellen. Sie
sollen nicht nur sauberen Strom liefern, sondern aktiv dabei unterstützen, ihn
intelligent zu nutzen und einzusparen. Ein Schlüssel dazu sind dynamische
Stromtarife, die Anreize bieten, Strom dann zu nutzen, wenn er besonders
klimafreundlich erzeugt wird – etwa bei viel Sonne oder Wind. Voraussetzung
dafür ist die zügige Einführung intelligenter Messsysteme, deren Einbau wir
vereinfachen und mit verständlicher Beratung sowie attraktiven Tarifen
kombinieren wollen.
Auch die Energieberatung werden wir weiterentwickeln. Neben klassischen
Angeboten braucht es aufsuchende Formate, die auch Menschen ohne Fachwissen
erreichen. Besonders Mieter*innen sollen von innovativen Modellen wie
gemeinschaftlichem Mieterstrom oder Balkon-Kraftwerken profitieren können. Im
Gewerbe- und Unternehmensbereich gibt es ebenfalls große Effizienzpotenziale.
Programme wie „Münsters Allianz für Klimaschutz“ oder das Ökoprofit-Zertifikat
zeigen, dass Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit kein Widerspruch sind. Wir
werden diese Angebote ausweiten, mehr Betriebe einbinden und auch die
Wirtschaftsförderung deutlich aktiver einbeziehen. So erleichtern wir
Investitionen in moderne, energiesparende Technik.
Energiesparen darf kein Privileg sein. Gerade Haushalte mit geringem Einkommen
müssen gezielt gefördert werden. Dafür unterstützen wir Informations-Initiativen
wie die Stromsparchecks der Caritas, der Verbraucherzentrale oder des
Umweltforums. Sie zeigen mit niedrigschwelliger Beratung und konkreten
Maßnahmen, wie sich sofort Energie und Kosten einsparen lassen.
Extremwetter und Hitzesommer zeigen: Die Klimakrise ist in Münster spürbar. Mit
dem Schwammstadt-Prinzip, mehr Grünflächen und Entsiegelung schützen wir die
Stadt vor Starkregen und verbessern gleichzeitig das Mikroklima. Technische und
natürliche Maßnahmen wie Beschattung, Begrünung und der Ausbau der
Trinkwasserversorgung helfen in Hitzeperioden nicht nur vulnerablen Gruppen,
sondern allen Münsteraner*innen. (Verweis Kapitel Umwelt, Naturschutz und
Landwirtschaft)
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