Veranstaltung: | KMV Grüne Münster 17.05.2025 - Wahlprogramm |
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Tagesordnungspunkt: | 2.1.5. Bauen |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 29.04.2025) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 02.05.2025, 11:31 |
A7: Bauen
Antragstext
Münster wächst, und mit der Stadt wächst auch die Verantwortung, nachhaltig zu
bauen. Für uns Grüne liegt der Schlüssel dazu in ökologischer, sozialer und
wirtschaftlicher Bauweise sowie im verantwortungsvollen Umgang mit dem
Gebäudebestand. Wir setzen auf Sanierung und Umnutzung statt Abriss, auf
flächensparende und ökologisch wertvolle Neubauten und die Wiederverwendung von
Baumaterialien.
- Wir sind mit unseren städtischen Gebäuden auf dem Weg in Richtung
Klimaneutralität und haben in den letzten fünf Jahren viele Kitas, Schulen
und Verwaltungsgebäude energetisch saniert. Dazu haben wir die
finanziellen Mittel für die Sanierung stetig erhöht, zuletzt auf über 11
Millionen Euro pro Jahr.
Münster wächst weiter – in den letzten zehn Jahren um rund 13.000 Menschen.
Damit steigt auch der Bedarf an Schulen, Kitas und anderer städtischer
Infrastruktur. Die von uns auf den Weg gebrachten Gebäudeleitlinien stellen
sicher, dass öffentliche Gebäude hohen energetischen und ökologischen Standards
entsprechen und zugleich eine hervorragende Arbeits- und Lernumgebung bieten.
Ein Beispiel ist das klimaneutrale Stadthaus 4, das derzeit am Hafen entsteht.
In dem modernen Null-Emissions-Gebäude werden Verwaltungsdienstleistungen an
einem zentralen Standort angeboten, Büroflächen gebündelt, Kosten gesenkt und
attraktive Arbeitsplätze in einem modernen Arbeitsumfeld geschaffen. Ein
weiteres Beispiel ist die Mathilde-Anneke-Gesamtschule im Herz-Jesu-Viertel: Der
moderne Holzbau setzt neue Maßstäbe in Klimaschutz und Energieeffizienz, aber
auch für Pädagogik und das schulische Miteinander.
Wir werden die Gebäudeleitlinien nach aktuellen Standards weiterentwickeln und
stärken. Neubauten dürfen Münsters CO2-Budget nicht weiter belasten. Unser Ziel
ist, Gebäude nachhaltig, flächeneffizient und ökologisch zu errichten – sowohl
beim Thema Energie als auch beim Material. Wir betrachten dabei den gesamten
Lebenszyklus eines Gebäudes und setzen daher auf kreislaufgerechtes Bauen nach
dem „Cradle-to-Cradle“-Prinzip, um Rückbau und Weiterverwendung zu ermöglichen.
Die Nutzung nachwachsender, regionaler Baustoffe als auch Recycling-Materialien
ist unerlässlich, um graue Energie, also die Energie, die bei der Herstellung,
dem Transport, der Lagerung oder der Entsorgung von Baustoffen verbraucht wird,
zu reduzieren.
Energieeinsparung im Bau und im Betrieb erreichen wir außerdem durch kreative
und intelligente, am tatsächlichen Bedarf der Nutzer*innen orientierte
flächensparsame Planungen sowie die Anwendung der Modulbauweise. Wir setzen
bevorzugt auf Umbau, Erweiterung oder Aufstockung im Bestand – das spart nicht
nur Ressourcen, sondern reduziert auch die Flächenversiegelung und den Bedarf an
teurem Baugrund. Bestehenden Gebäudebestand nutzen wir, wenn möglich, sinnvoll
um und auch Neubauten planen wir so, dass sie bei veränderten Bedarfen flexibel
umgenutzt werden können.
In Zeiten des Klimawandels müssen auch Maßnahmen zur Klimaanpassung zentraler
Bestandteil öffentlichen Bauens sein, etwa durch grüne Dächer und Fassaden. Sie
tragen durch Verdunstung und Verschattung zur Kühlung der Umgebung bei und
entlasten durch Rückhalt von Niederschlagswasser die Kanalisation. Zudem wirken
sie als natürliche Schall- und Schadstofffilter. Gleiches gilt für die
Gestaltung der Außenflächen, welche wir konsequent klimaangepasst und naturnah
gestalten werden.
Wir unterstützen den bereits laufenden Transformationsprozess der Verwaltung.
Auf Basis der Gebäudeleitlinien schaffen wir stadteigene, moderne und inklusive
Arbeitsflächen, die optimal auf Desk Sharing abgestimmt sind und mit flexiblen
Rückzugsorten sowie ansprechenden Aufenthaltsbereichen den unterschiedlichen
Anforderungen des Arbeitsalltags gerecht werden. Ergänzend dazu fördern wir
weiterhin den Ausbau von mobilem Arbeiten. Das ermöglicht die Abmietung teurer
und ineffektiver Büroflächen an anderer Stelle. Durch die multifunktionale
Ausrichtung von Räumen, sowohl bei Arbeitsräumen als auch im Schulbau, sparen
wir Kosten, Baumaterial und Flächen ein und berücksichtigen zugleich die
unterschiedlichen Bedürfnisse der Nutzer*innen. Als Teil der Transformation
etablieren wir Building-Information-Modelling (BIM) als Planungstool. Dadurch
werden Verbindlichkeiten im Projekt gestärkt, Planungskosten gesenkt und
Personalmangel abgebaut. So können die Stadt und ihre Töchter künftig mehr
Bauaufgaben eigenständig umsetzen, statt diese an Dritte zu vergeben und
abzunehmen.
Der kommunale Investitionsstau hat in den letzten Jahren auch vor Münster nicht
Halt gemacht. Zu lange wurde zu wenig Geld in unsere Gebäude-Infrastruktur
investiert. Diese unterlassenen Investitionen gehen zu Lasten der Nutzenden, der
Bürger*innen und kommender Generationen. Wir werden diesen Sanierungsstau
auflösen, indem wir deutlich mehr in die Instandhaltung unserer städtischen
Gebäude investieren. Erhalt und Sanierung haben für uns gegenüber dem Neubau
Priorität. Neue städtische Gebäude bauen wir nur dann, wenn ein realer Bedarf
besteht und der langfristige Erhalt der bereits in Betrieb befindlichen Gebäude
gesichert ist.
Abriss städtischer Gebäude ist für uns die letzte Option, da er große Mengen
Bauabfall erzeugt. Wir werden Abrissplanungen auf den Prüfstand stellen und
Möglichkeiten diskutieren, den Abriss von Gebäuden zu vermeiden. Sollten Teil-
Rückbauten unvermeidlich sein, setzen wir uns für eine Wiederverwendung der
entnommenen Bauteile und Materialien ein. Der Aufbau eines digitalen
Verzeichnisses über gebrauchstaugliche Materialien und ein entsprechendes
Baulager werden den Beginn für eine Nutzung der Stadt als Rohstofflager der
Zukunft im Zeichen von Urban Mining darstellen.
Die energetische Sanierung städtischer und privater Gebäude ist zentral für die
Klimaneutralität. Besonders energieintensive Gebäude haben dabei Priorität. Für
eine möglichst schnelle Umsetzung des in der letzten Wahlperiode erarbeiteten
Sanierungsprogramms werden wir alle nötigen Ressourcen bereitstellen. Zugleich
behalten wir neue Technologien, zum Beispiel die serielle Sanierung oder
vertikale Solaranlagen, im Blick und bringen sie, wo immer sinnvoll, in die
Umsetzung.
Auch die Bürger*innen werden wir über das Förderprogramm „Klimafreundliche
Wohngebäude“ bei der Durchführung einer energetischen Sanierung weiter
unterstützen. Zudem bauen wir quartiersbezogene Beratungs- und
Managementkonzepte auf, um den Gebäudebestand klimafreundlich zu modernisieren –
für gutes Wohnen in allen Stadtteilen, ob Eigentum oder Miete.
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