Veranstaltung: | KMV am 30.08.2022 (Wahl BDK-Delegierte, Ehrung Ehemalige) |
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Tagesordnungspunkt: | 3. Anträge an die Mitgliederversammlung |
Antragsteller*in: | Kreisvorstand (dort beschlossen am: 09.08.2022) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 12.08.2022, 16:08 |
A1: Verlängerung Laufzeit der Atomkraftwerke
Antragstext
Die Kreismitgliederversammlung möge beschließen:
Wir GRÜNE in Münster lehnen die Verlängerung der Laufzeit deutscher
Atomkraftwerke ab, da sie keinen substantiellen Beitrag zur Lösung der aktuellen
Energiekrise leisten, hohe Kosten verursachen und unkalkulierbare Risiken bergen
würde. Den Herausforderungen von Klimaschutz, Versorgungssicherheit und Energie-
Unabhängigkeit begegnen wir mit einem konsequenten Ausbau der erneuerbaren
Energien, so dass schnellstmöglich 100 Prozent des deutschen Energiebedarfs mit
sauberen und regenerativen Technologien gedeckt werden und möglichst wenig
klimaschädliche Kohlekraft eingesetzt werden muss.
Begründung
Die Nuklearkatastrophen von Tschernobyl und Fukushima erinnern uns: Atomkraft ist und bleibt eine unbeherrschbare Hochrisikotechnologie. Wir GRÜNE setzen uns deshalb für eine atomkraftfreie Welt ein, die ausdrücklich eine atomwaffenfreie Welt miteinschließt. Wir stellen klar:
Jetzt wieder in die Atomenergie einzusteigen, wäre nicht der beste, nachhaltigste und zukunftsfähigste Weg, sondern nur der kurzfristig bequemste. Und wir betonen: Alle Argumente gegen Atomenergie, die zum deutschen Atomausstieg geführt haben, gelten trotz des russischen Angriffskrieges immer noch.
- Der Weiterbetrieb lohnt sich kaum: Selbst ein sogenannter "Streckbetrieb" würde russisches Gas nur marginal ersetzen. Nur 6 Prozent steuern die drei verbliebenen AKW zur Stromerzeugung bei. Den deutschen Energiebedarf decken sie sogar nur zu 1,2 Prozent und sind deshalb kaum als Erdgasersatz geeignet. Selbst AKW-Betreiberunternehmen sehen längere Laufzeiten skeptisch. Atomkraftwerke können Gaskraftwerke nicht eins zu eins ersetzen, da Gaskraftwerke zum Teil als Heizkraftwerke betrieben werden; AKW hingegen liefern nur Strom. Das Berliner Analyseinstitut Energy Brainpool hat jüngst vorgerechnet, dass ein Weiterlaufen der AKW nur ein Prozent des russischen Erdgases ersetzen würde (Quelle: Wille, Joachim: Atomkraft – ja bitte? in: Klimareporter.de).
- Der Weiterbetrieb bleibt gefährlich: Die letzte große Überprüfung der Anlagen fand 2009 nach veralteten Regeln statt (Quelle: Schulze, Tobias: Zu den richtigen Prinzipien stehen, in taz vom 6./7. 08.2022). Bei den drei abzuschaltenden Atomkraftwerken wurde die "Periodische Sicherheitsüberprüfung" (PSÜ) ausgesetzt, die 2019 hätte stattfinden sollen. Das Beispiel Frankreich zeigt: Diese Prüfung ist äußerst wichtig. Dort wurde durch eine PSÜ jüngst eine Korrosion in einem Rohrsystem gefunden, die sonst verborgen geblieben wäre. Ein Bruch in diesem System hätte zu einem Kühlmittelverlust und somit zu einer Kernschmelze führen können. Deshalb stehen aktuell 30 der 56 französischen Atomkraftwerke still (Quelle: König, Wolfram: Die wahren Risiken einer Laufzeitverlängerung, in FAS vom 31.07.2022). Auch die Atomkraftwerke in der Ukraine, die russischem Beschuss ausgesetzt waren und wieder sein könnten, zeigen genauso wie die Abschaltung französischer Atomkraftwerke wegen der klimakrisenbedingten Hitzewelle erneut, dass Atomkraftwerke höchst krisenanfällig und deshalb ein Hochsicherheitsrisiko sind.
- Der Weiterbetrieb bleibt schmutzig: Atomkraft ist eine der umweltschädlichsten Energiequellen der Menschheitsgeschichte. Vor allem in Brasilien, Kasachstan und Namibia hat der Uranabbau zu Vertreibungen indigener Völker, Brandrodungen, Grundwasserkontaminationen, zum Verlust der Biodiversität oder der Hebung von Grubenwasser samt der Verunreinigung mit Schwermetallen geführt. "Nicht nur beim Betrieb des Tagebaus werden große Mengen an Diesel verbraucht, energieintensiv sind auch die Transporte des nuklearen Materials rund um den Globus und die Herstellung der Brennelemente, die wiederum zu den Kernkraftwerken und später zum Zwischenlager oder den Anlagen zur Wiederaufarbeitung transportiert werden müssen." (Quelle: Achim Brunnengräber, Albert Denk und Lucas Schwarz: Renaissance der Atomkraft Abschalten, jetzt erst recht!, in: Spiegel online vom 07.08.2022)
- Der Weiterbetrieb bleibt teuer: Rückbau, Zwischenlagerung und die noch ungeklärte Endlagersuche werden zukünftige Generationen schon jetzt enorm belasten und hohe Kosten verursachen. Im Falle eines Weiterbetriebs der deutschen Atomkraftwerke wären die zusätzlichen gesamtgesellschaftlichen Kosten, wenn man in der Risiko- und Kostenabschätzung die Entsorgung radioaktiver Abfälle miteinbezieht, erheblich. Schon heute haben die über 60 Jahre friedliche Nutzung der Atomenergien 1.900 Behälter verstrahlten Abfalls hinterlassen, die in 16 über die Bundesrepublik verteilten Orten lagern, für die immer noch kein Endlager gefunden worden ist und die ein enormes Risikopotential haben.
Wir bitten deshalb um Zustimmung zu unserem Antrag.
Euer KV-Vorstand
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